Stadtteil-Kurier, Weser-Kurier, 25.06.2015

Fabelhafter Farbenrausch

Wenn es Lehrern zu bunt wird, ist das normalerweise kein gutes Zeichen. Im Falle der Grundschule an der Gete hingegen schon. Dort ist nun der Verein Kek-Kindermuseum zu Gast gewesen und hat Schülern und Kollegium unter dem Motto „Farbenrausch“ eine Projektwoche der besonderen Art beschert.

von JOSCHKA SCHMITT

Das Schulgebäude wurde dabei zum interaktiven Experimentierzentrum. Überall waren Stationen aufgebaut, bei denen sich die Kinder verschiedenen Bereichen der Farbwelten näherten. Rund ein Jahr Vorlauf habe es gebraucht, den Verein an die Gete zu holen, sagt Schulleiter Tido Hokema aus Peterswerder. „,Farbenrausch‘ ist ein sehr beliebtes, aber auch teures Angebot. Für uns war es ein Geschenk vom Schulverein in Kooperation mit der SWB-Bildungsinitiative.“ Im November habe es bereits einen Basar gegeben, um das bunte Spektakel zu ermöglichen. Dabei gehe es darum, Schule eine Woche anders zu gestalten. „Nicht im klassischen Sinne zu belehren, sondern die Schüler ihren eigenen Weg finden lassen“, so beschreibt Tido Hokema das Konzept und fügt hinzu: „Auch, wenn es dabei mal durcheinandergeht.“

Die 13 Klassen bestehen aus insgesamt etwa 300 Schülern. Eine besondere Herausforderung für Kek. Zum Team gehören Fachpädagogen für Musik, Tanz, bildende Kunst und Theater, die zunächst die Lehrer anleiten. Diese führen schließlich unterschiedliche Schwerpunktprojekte mit ihren Klassen durch. Immer zum Thema Farbe und stets prozess-, nicht ergebnisorientiert, so Eva Vonrüti-Moeller von Kek aus Schwachhausen. Wichtiger Bestandteil sind etwa Farbstoffe in Nahrungsmitteln. „Vor allem die älteren Lehrer mögen manchmal nicht mit echten Lebensmitteln arbeiten, sie meinen: ,Mit Essen spielt man nicht.’“, sagt die Pädagogin. Wenn sie aber Brot aus grünem Teig mitbrächte, wäre die Begeisterung bei den Schülern groß. Und ohnehin ginge es darum, das Frühstück bewusst und schön zu gestalten, bevor es verzehrt würde.

Ihr persönliches Highlight sei auch diesmal wieder die tolle Stimmung unter den Kollegen und Kindern gewesen, sagt Vonrüti-Moeller. „Hervorzuheben ist aber sicher der letzte Tag, wenn alle Teilnehmer ihre bunten Projekte präsentieren und ein fabelhaftes Fest feiern.“ Tido Hokema zeigt sich besonders vom Tanz angetan: Er hätte nie gedacht, dass man Farben tanzen könne. Auch das Basteln bunter Masken begeisterte den Schulleiter. „Beim Herstellen tauchen Kinder in Materialität ein, geben Energie hinein, spielen.“ Diese Erfahrungen habe auch die Lehrerschaft bei den Vorbereitungen gemacht: „Hinter den Masken darf man man selbst sein, aber auch jemand anderes.“

„Das Zeichnen macht am meisten Spaß, da kann man ganz frei sein“, findet hingegen der neunjährige Bruno aus der 4b. Seine Klasse beschäftigte sich unter der Leitung von Lehrerin Neele Röbeling aus Peterswerder mit Farben aus der Natur. Hierbei ging es auch darum, mit selbst gemischten Farben Engel zu malen, etwa nach dem Beispiel der farbintensiven Gemälde Paul Klees. Bruno freut sich, dass er der Gestalt gepunktete Flügel verleihen kann. „Oder eine gelbe Zunge aus dem Mund hängen lassen. Er kann Mensch oder Tier sein, aber sollte schon ein Gesicht haben.“ Sein Vorbild sei das Bild eines Mannes mit Vollbart und langem Haar gewesen, dass er mal in einem Museum gesehen habe. „Dem habe ich noch Flügel dazu gedichtet“, erzählt Bruno.

Seine Lehrerin sagt, das Projekt sei bei den Schülern gut angekommen. Besonders beliebt seien die Duschen gewesen, bei denen sich die Kinder in eine kleine Stoffrondelle stellten und visuell in die Farbe eintauchen konnten. „Auch so gut wie alle Lehrer sind begeistert. Der gemeinsame Start mit allen am Morgen in der Turnhalle ist besonders schön“, so die Lehrerin.

Dieses positive Bild setzte sich auch bei vielen Eltern fort, die freiwillig Stationen betreuten. Laut Miriam Schütz, deren Tochter in die 1a geht, gab es sogar mehr Freiwillige als eingesetzt werden konnten. Gemeinsam mit einer Großmutter, die gerade in Bremen zu Besuch ist, betreute sie die Station „Additive Farbmischung“. Dort ließ sich probieren, was passiert, wenn sich bunte Kreisel drehen. „Für Menschen entstehen durch die Bewegung neue Farben“, erklärt Miriam Schütz. „Adler nehmen mehr Bilder wahr, bei ihnen gibt es daher weniger Überlagerungen.“ Das könnten die Kinder sehr schnell begreifen und wiedergeben, berichtet die Mutter.

Weitere Stationen beschäftigten sich mit Geschmäckern, Gerüchen und farblichen Assoziationen. „Das Nette ist, die Kinder gucken erst und machen dann selber“, sagt eine Großmutter. „Bestimmt zeigen sie auch einiges davon den Familien zu Hause.“

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kek Kindermuseum für Bremen e.V.